Die zeitgenössische Funktion von Kleidung
Auf Seite 23 im Kapitel 'Ursprung und Wesen der Tracht' der Stil-Bibel Tracht beschreibe ich den Zeichencharakter der ursprünglichen Tracht: Im Gegensatz zur persönlichen Kleidung hatte Volkstracht in ihrer historischen Form einen klar definierten Zeichencharakter. Indem sie verschiedene Lebenssituationen abbildete, wie zum Beispiel berufliche Stellung und Lebensphasen wie ledig, verheiratet, verwitwet, wurde ihr soziale Funktion zugewiesen. Der Träger der Kleidung konnte von anderen klar zugeordnet werden. Ihre Ausführung variierte nach Anlässen wie Alltag, Sonntag, Fest und Trauer und brachte als solches Gesinnungen und Stimmungen zum Ausdruck. Wobei Stimmungen vorwiegend durch die Farben vermittelt wurden (vgl. Stroh, 1952/85, 244; Hörandner, 2004 in: Lipp, 218). Auf zeitgenössische Funktionen von Bekleidung verweist die schwedische Forscherin Sandra Roos (2016) indem sie auf May Neefs (1987) neun grundsätzliche menschliche Bedürfnisse referiert, die in ihrer universellen und zeitlosen Art durch nichts Anderes ersetzt werden können (Boulanger et al., 2010). Dazu zählen Lebensunterhalt, Schutz, Zuneigung, Verständnis, Zugehörigkeit, Freizeit, Bildung, Identität und Freiheit. Roos stellt fest, dass Textilien zur Befriedigung all dieser Bedürfnisse beitragen können (Roos et al., 2016). Z.B. signalisiert uns Kleidung - im Fall von Militär- und Spitalsuniformen - Rang und Verantwortlichkeit, sie markiert kulturelle Ereignisse wie Hochzeiten, Beerdigungen und Festivitäten - und kann genutzt werden, um Meinungen, Religion usw. auszudrücken. In den klar von Konsum geprägten westlichen Gesellschaften kann der Konsum von Kleidung als solches genutzt werden, um Identität zu signalisieren - entweder um Gruppenzugehörigkeit zu demonstrieren oder ein Gefühl von Einzigartigkeit (Lynn and Harris, 1997). Quelle: Roos, S. (2016): Advancing Lifecycle assessment of textile products to include textile chemicals, Gotehenburg: Chalmers University of Technology.
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