Aus: Mein Wien, Juni 2020, Seite 25, Stadtgeschichten, Wiens vergessene Berufe
Hemden vom Pfaidler Wollte man etwa ein Hemd haben, wandte man sich an Pfaidler (bairisch: Pfaid bedeutet Hemd), die ab Anfang des 16. Jahrhunderts in Wien erwähnt wruden. Sie bildeten sogar eine eigene Innung, deren Dokumentation - hauptsächlich Urkunden - im Wiener Stadt- und Landesarchiv aufgewahrt wird.
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Archäologen an der Universität Innsbruck untersuchen die Geschichte des Zillertaler Granats, ein dunkelrot leuchtender Schmuckstein, der viele - und vor allem - Zillertaler Trachten ziert. Der Abbau des begehrten Halbedelsteins ist bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts bekannt. Hier finden Sie die Pressemitteilung der Universität Innsbruck vom 6.2.2020:
Die Gewinnung des roten „Almandins“ (= Granat-Varietät) in den Zillertaler Alpen sicherte das tägliche Brot der sogenannten „Granatklauber“, unter denen sich auch findige Geschäftsleute befanden. Andrä Kreidl und Josef Hofer zählten im 18. und 19. Jahrhundert zu den Granatpionieren im Zillertal. Für die historische Gewinnung des Halbedelsteins aus Glimmerschiefern interessiert sich heute Gert Goldenberg, Professor am Institut für Archäologien, der sich auf die Bergbauarchäologie und Georessourcennutzung im Alpinen Raum spezialisiert hat. Gemeinsam mit Bianca Zerobin und dem bekannten Zillertaler Mineraliensammler Walter Ungerank werden seit 2019 Geländebegehungen und eine Sichtung des umfangreichen historischen Quellenmaterials durchgeführt, um ein größeres interdisziplinäres Forschungsprojekt zum „Zillertaler Granat“ vorzubereiten. Mit Hammer und Meißel und später mit Schwarzpulver und Dynamit wurde der granatführende Glimmerschiefer aus dem Fels geschlagen oder gesprengt, oftmals in steilem, nur sehr schwer zugänglichem Gelände weit oberhalb der Baumgrenze. Noch heute zeugen die Fundamente von Granathütten an den mit eiszeitlichem Blockschutt übersäten Hängen sowie Mauerreste von Granatmühlen an Bachläufen vom regen Bergbaugeschehen im hinteren Zillertal. „Der Granat wurde aufgrund seiner Härte als Schleifmittel verwendet, bei guter Qualität war er als Schmuckstein sehr begehrt. Da es damals keine Edelsteinschleifereien in der Region gab, wurde Tiroler Granat nach Böhmen verkauft, häufig in getrommelter Form. Dort veränderte sich dann durch die Weiterverarbeitung zu geschliffenen Steinen nicht nur das Aussehen, sondern der Zillertaler Granat wurde im Handel zu Böhmischem Granat“, so Zerobin, die damit auf die große Problematik der Nachverfolgbarkeit des Zillertaler Granates bis zum Endabnehmer hinweist. Familiengeschichte Nachfahren des erfolgreichen Granatpioniers Josef Hofer leben noch heute im Zillertal. So hat sich die Familie Josef Brindlinger aus Zell am Ziller vorgenommen, die Familiengeschichte in Bezug auf das Granatgewerbe nicht nur aus privatem Interesse, sondern vor allem auch im Interesse der Region aufarbeiten zu lassen. Hierfür hat die Familie großzügige finanzielle Mittel für die Forschung zur Verfügung gestellt. Familie Josef Hofer aus Zell am Ziller hat ihrerseits in ihrem Besitz befindliche handschriftliche Dokumente und Rechnungsbücher aus dem 19. Jahrhundert bereitgestellt, die für die historische Aufarbeitung des Granatgewerbes von großer Bedeutung sind. „Der Abbau des Glimmerschiefers und die daraus gewonnenen Granate haben nicht nur die Geschichte der Familie, sondern auch die Geschichte des Zillertals geprägt und den Namen des Tals schon damals weit über die Grenzen bekannt gemacht“, so Goldenberg. Maßgeblich beteiligt an den Forschungen ist der engagierte Mineraliensammler Walter Ungerank, der das Archäologen-Team im Gelände begleitet und sein über Jahrzehnte zusammengetragenes Wissen sowie seine eigenen umfangreichen Funde der Wissenschaft zur Bearbeitung zur Verfügung stellt. „Wir wollen dazu beitragen, dass die spannende Geschichte rund um den Zillertaler Granat wieder zum Leben erweckt wird und nicht in Vergessenheit gerät. Geplant ist auch eine Ausstellung der gefundenen Artefakte und die Darstellung der gewonnenen Erkenntnisse in einem lokalen Museum“, erklärt Zerobin. Im nächsten Schritt sollen nun auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Fachbereichen Geschichte, Mineralogie und Geographie an der Universität Innsbruck in die Forschungsarbeit eingebunden werden. Das ganze Projekt ist dem Forschungszentrum HiMAT zugeordnet, das sich schwerpunktmäßig mit der Bergbaugeschichte Tirols befasst. „Neben der mineralogisch-chemischen Charakterisierung der Zillertaler Granate, mit deren Hilfe wir versuchen wollen, den Handelsweg der Steine nachzuvollziehen, versprechen die historischen Dokumente eine Fülle an wertvollen Informationen zum Granatgeschäft. Auch die Infrastruktur der Granatgewinnung in den alpinen Hochlagen interessiert uns, insbesondere auch die Wegenetze der Granatler, die teilweise über das Eis geführt haben, als die Gletscher in der Mitte des 19. Jahrhunderts einen Hochstand erreicht hatten“, so Goldenberg. Der Abbau des granatführenden Glimmerschiefers im Zillertal und die weitere Verarbeitung zu begehrten Schmucksteinen hat die Geschichte des Tals und seiner Bevölkerung geprägt. Die für die kommenden Jahre geplanten Untersuchungen lassen spannende und vielschichtige Ergebnisse zur Kultur- und Wirtschaftsgeschichte rund um den Tiroler Halbedelstein erwarten. Modeschau Angewandte 2017 am 14.06.2017 Auseinandersetzung mit dem Begriff Heimat "Florian Buder verarbeitet in seiner Diplomkollektion „out of doors“ seine Gefühle, seine Gedanken und Assoziationen zum Begriff Heimat, insbesondere in Zeiten von Migration und Flucht." (Pressetext) http://www.dieangewandte.at/presse/presse_detail?presse_id=1496229831174 The vulgar tongue – Die Sprache des Volkes
Die Volkssprache ist die gemeine Sprache, die Umgangssprache, die Muttersprache, die Sprache die ‚wir’ sprechen. Sie ist lokal und eingeboren wie die National- und Volkstracht. Warum sollten wir eine Sprache, die jeder spricht suspekt oder amüsant finden? Vulgarität amüsiert uns, weil sie uns verunsichert. Die Vulgären sind roh, ruppig, rüde, rüpelhaft, grob, dreist, anmaßend, ordinär, unbeholfen, geschmacklos, abgeschmackt und so weiter – und genauso reden sie. Vulgär sind immer nur die anderen. Jeder spricht eine Sprache, aber nicht alle sprechen vulgär. Oder anders gesagt, jeder hat eine (oder beginnt mit einer) Vulgärsprache, die verfeinert werden muss. Die Vulgären haben noch nicht ihren eigenen Stil, ihre eigene Stimme gefunden. Die Umgangssprache bedarf der Verwandlung. Wir müssen uns von der Vulgärsprache befreien. Bildung kann der Vulgarität Grenzen setzen. Adam Phillips, Psychoanalyst Aus der Ausstellung: Vulgär? Fashion Redefined im Winterpalais Wien vom 3.3.-25.6.2017 https://www.belvedere.at/vulgaer Die Schau wurde von Kuratorin Judith Clark und Psychoanalytiker Adam Phillips konzipiert (...). Ihr interdisziplinärer Ausgangspunkt sind die vielfältigen Definitionen des „Vulgären“. Ausgehend von zehn Themenkomplexen (z.B. „Selbstdarstellung“, „Puritanismus“, „Das neue Barock“) treten Philips und Clark in einen Dialog, der die Besucher durch die Ausstellung begleitet. Die Modetheoretikerin reagiert mit ihrer Auswahl außergewöhnlicher Exponate auf Philips‘ Analysen. Sie zeigt so die verschiedenen Facetten des Vulgären in der Mode. Die zeitgenössische Funktion von Kleidung
Auf Seite 23 im Kapitel 'Ursprung und Wesen der Tracht' der Stil-Bibel Tracht beschreibe ich den Zeichencharakter der ursprünglichen Tracht: Im Gegensatz zur persönlichen Kleidung hatte Volkstracht in ihrer historischen Form einen klar definierten Zeichencharakter. Indem sie verschiedene Lebenssituationen abbildete, wie zum Beispiel berufliche Stellung und Lebensphasen wie ledig, verheiratet, verwitwet, wurde ihr soziale Funktion zugewiesen. Der Träger der Kleidung konnte von anderen klar zugeordnet werden. Ihre Ausführung variierte nach Anlässen wie Alltag, Sonntag, Fest und Trauer und brachte als solches Gesinnungen und Stimmungen zum Ausdruck. Wobei Stimmungen vorwiegend durch die Farben vermittelt wurden (vgl. Stroh, 1952/85, 244; Hörandner, 2004 in: Lipp, 218). Auf zeitgenössische Funktionen von Bekleidung verweist die schwedische Forscherin Sandra Roos (2016) indem sie auf May Neefs (1987) neun grundsätzliche menschliche Bedürfnisse referiert, die in ihrer universellen und zeitlosen Art durch nichts Anderes ersetzt werden können (Boulanger et al., 2010). Dazu zählen Lebensunterhalt, Schutz, Zuneigung, Verständnis, Zugehörigkeit, Freizeit, Bildung, Identität und Freiheit. Roos stellt fest, dass Textilien zur Befriedigung all dieser Bedürfnisse beitragen können (Roos et al., 2016). Z.B. signalisiert uns Kleidung - im Fall von Militär- und Spitalsuniformen - Rang und Verantwortlichkeit, sie markiert kulturelle Ereignisse wie Hochzeiten, Beerdigungen und Festivitäten - und kann genutzt werden, um Meinungen, Religion usw. auszudrücken. In den klar von Konsum geprägten westlichen Gesellschaften kann der Konsum von Kleidung als solches genutzt werden, um Identität zu signalisieren - entweder um Gruppenzugehörigkeit zu demonstrieren oder ein Gefühl von Einzigartigkeit (Lynn and Harris, 1997). Quelle: Roos, S. (2016): Advancing Lifecycle assessment of textile products to include textile chemicals, Gotehenburg: Chalmers University of Technology. Das Konzept Heimat aus der Perspektive von Studenten der Fotoklasse an der Universität für Angewandte Kunst in Wien
Im Juni 2016 präsentierten die Studenten der Fotoklasse an der Universität für Angewandte Kunst in Wien im Rahmen einer Ausstellung und eines Katalogs Arbeiten zum Thema Heimat. Der Titel: "F0 N°S20485 For other uses see Heimat" Basis war die Definition von Heimat aus dem gleichnamigen Wikipedia-Eintrag, der folgend lautet: "Der Begriff Heimat verweist zumeist auf eine Beziehung zwischen Mensch und Raum. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird er auf den Ort angewendet, in den ein Mensch hineingeboren wurde und in dem die frühesten Sozialisationserlebnisse stattfinden, die zunächst Identität, Charakter, Mentalität, Einstellungen und Weltauffassungen prägen." In den Arbeiten gab es sehr verschiedene Positionen. Weitgehend Konsens herrschte lediglich hinsichtlich der Konstruiertheit des Heimatbegriffs - ging es doch um die Verdinglichung des Konzepts Heimat vor der Kamera. Vielfach wurde Heimat auch als etwas Vergangenes und in Klischées Verharrendes thematisiert. Christina Hrdlickas Assoziation zu Heimat war die Tracht, die sie als 'Tor zur Heimat' bezeichnet und als etwas, das für die Ewigkeit gemacht ist. Weiters geht aus ihrem Text der Wunsch nach einer zeitgenössischen Interpretation der Tracht hervor. Zitat: "... Die Tracht als Tor zur Heimat. Tracht wird im Allgemeinen mit Tradition und Wert verbunden. Es ist ein kollektives Anliegen und wird über Generationen vererbt, sodass es für die Ewigkeit gemacht ist. Wir sind an einem Punkt angelangt, Kleidervorschriften behutsam zu öffnen. Nur so können sich kulturelle Aspekte, Einflüsse und Entwicklungen neu manifestieren. Österreichische, traditionelle Trachtenschnitte aus syrischen Trachtenstoffen und syrische Trachtenschnitte aus österreichischen Stoffen. Neue Frauen- & Männertrachten entstehen." Im Sujet stellte sie diese Vorstellung einer zeitgenössischen Tracht dar: Von der Standes- und Zunfttracht zur regionalen Tracht
Seit dem Mittelalter diente die Kleidung vor allem der Kennzeichnung der sozialen Stellung. Zuschnitt und Farbe, Material und Kostbarkeit unterschieden den Adeligen vom Bürger, den Bauern vom Dienstboten, aber auch den Verheirateten vom Ledigen. Sie wiesen auf seine Herkunft hin und seit der Refomation auch auf seine Religionszugehörigkeit. Wie in den Zunftordnungen streng darauf geachtet wurde, dass der genau umschriebene Produktionsbereich nicht überschritten wurde, so sollte auch der äußere fest umrissene Habitus eingehalten werden. Jeder Versuch, sich der nächsthöheren sozialen Ebene anzunähern, wurde mit den strengen Verboten der Kleiderordnung unterbunden. Wenn aber die Mode sich wandelte, verwischten sich die Grenzen, die veralteten Schmuck und Kleiderformen gingen auf die niederen Schichten über, die auf diese Weise verspätet am kulturgeschichtlichen Entwicklungsverlauf teilnahmen. Erst das 19. Jahrhundert hat die Schranken niedergerissen, die die bayrische Kultur so lange ( ...) umgaben. Nun erst unterschieden sich die Isarwinkler von den Miesbachern, die Werdenfelser von den Berchtesgadenern, es kristallisierte sich eine spezifische Lokaltracht mit ihrem zugehörigen Schmuck heraus. Die Voraussetzung dazu war freilich ein bescheidener materialler Aufschwung, der solchen Luxus ermöglichte, und die Aufhebung der alten Ständeordnung mit ihren Kleidervorschriften. Quelle: Gierl, Irmgard (1972): Trachtenschmuck aus fünf Jahrhunderten. Rosenheim: Rosenheimer Verlagshaus. Seite 7 Zur Rubrik 'Stoffe, Pflege, Bezugsquellen :
Ötztaler Schafwollzentrum Regensburger 1938 vom Großvater des aktuellen Geschäftsführers Joachim Regensburger gegründet, fühlte man sich im Familienunternehmen in guten wie in schlechten Zeiten den regionalen Naturmaterialien verpflichtet. War es bis zum Ende der 1940er Jahre die Flachsproduktion, so ist man später zur Wollproduktion übergegangen. Heute verarbeitet der Betrieb als einziger weltweit die Wolle des Tiroler Berg- und Steinschafs, die von ca. 400 Bauern in einem Umkreis von 150 km geliefert wird. Seit dem Bau einer modernen Waschanlage vor 20 Jahren läuft der gesamte Produktionsprozess unter einem Dach ab. Neben der Wollproduktion hat sich das Unternehmen eine Expertise in der Teppichherstellung angeeignet. Nähere Informationen finden Sie unter: https://www.schafwolle.com/ Foto: (c) Ötztaler Schafwollzentrum/Regensburger Eine weiteres generelles Thema, das aufgrund des begrenzten Seitenumfangs der Stil-Bibel Tracht ausgeschieden ist:
Gesellschaftliche Einflüsse auf das Bekleidungsverhalten Über Situationen und Anlässe hinweg, kleiden sich Menschen mehr oder weniger bewusst im Modus der Gesellschaftsgruppe, der sie sich zugehörig fühlen: Die Altersfrage wurde aus der Mode eliminiert. Wenn Dior anno 1954 reiferen Damen Eleganz statt Jugendlichkeit empfiehlt, so ist das mittlerweile passé. Zum einen, weil Trends in allen Altersgruppen gelebt werden und zum anderen, weil die Looks der Damen nicht auf Jugendlichkeit und Eleganz zu reduzieren sind. Dennoch sind modische Experimente den Teenagerszenen vorbehalten und casual Styles Schülern und Studenten. Später erfordert die Sozialisierung im Berufsleben eine Adaption des Bekleidungsverhaltens. Verschiedene Branchen haben verschiedene Dresscodes. Den höchsten Grad an Formalität erwartet man im Bankenwesen. Ganz allgemein sind es die Jobs mit Kundenkontakt, die formelle Kleidung erfordern. Der zunehmend informelle und individuelle Bekleidungsstil In der breiten Öffentlichkeit ist dem Internet und den Creative Industries geschuldet. Bei der Bildschirmarbeit soll Bekleidung in erster Linie bequem sein. In Ateliers und Kreativwerkstätten darf sie bequem sein und soll – je nach Arbeitsprozess - u.U. auch funktionell und widerstandsfähig sein. Auf politischer Ebene ist leicht zu beobachten, dass junge Politiker, die informell auftreten - wie etwa der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras im Januar 2015 nach seinem Amtsantritt - bei der älteren Generation nach wie vor ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzen. Bei seinem ersten Treffen mit dem Präsidenten des EU-Parlaments Martin Schulz, tippte ihm dieser fragend an die Stelle, an der die Krawatte fehlte. Für Politikerinnen gestaltet sich die Kleiderwahl noch schwieriger, weil sie, wie Eva Flicker (2013, 201-219) vom Soziologie Institut an der Universität Wien feststellt, einerseits mit Frauen aus dem Unterhaltungsbusiness verglichen werden und anderseits für ein feminines und modisches Äußeres mit Sexismus und Missachtung bestraft werden. Noch schwieriger wird es, wenn Trachtenmode mit Politik in Berührung kommt. Nach dem Vorbild der Herrscherhäuser und der Nationalsozialisten benutzen bestimmte Parteien die Tracht nach wie vor um ihre rechte Gesinnung zum Ausdruck zu bringen. Eine Tatsache, die wahren Trachtenliebhabern ein Dorn im Auge ist und die Tracht in linksintellektuellen Kreisen ad absurdum geführt hat. In der alpenländischen Politik ist die Trachtenbekleidung im Kontext von transnationalem Kulturaustausch jedoch obligatorisch. unveröffentlicht Hildegard Suntinger Traditionelle Kleidungsstücke im Modekontext
Die Stylingempfehlungen im Buch sind aufgrund des limitierten Umfangs sehr allgemein gehalten. Ursprünglich wollte ich traditionelle Kleidungsstücke nicht nur auf Festbekleidung reduzieren, sondern stärker in die Alltagsgarderobe integrieren und damit auch die Modetauglichkeit der Trachtenmode thematisieren. Die folgende Textstelle habe ich aus Platzgründen gestrichen . Darin geht es um die Kombination von traditionellen alpanländischen Kleidungsstücken mit ... - ... zeitlosen Teilen in hochwertigen Naturmaterialien, - ... traditionellen Kleidungsstücken aus Ländern mit ähnlich rauen Landschafts- und Klimagegebenheiten - ... Vintageteilen aus den 1950er bis 1970er Jahren » ... So können etwa Teile aus anderen Bekleidungstraditionen in die Garderobe einfließen, wie etwa englische Tweed- oder Samtblazer und Wetterschutzkleidung aus geölter und gewachster Baumwolle. Darüberhinaus gibt es eine Bekleidungskategorie, die sich sehr speziellen und/oder sehr hochwertigen Gestricken und Geweben nicht dem Luxus, sondern der Langlebigkeit wegen verschrieben hat und deshalb auf zu kurzlebige Modeeffekte verzichtet. Als solches eignen sich die Teile für die Kombination mit traditionellen Bekleidungsteilen jedweder Herkunft. Im Trend zur Nachhaltigkeit und zu natürlichen Materialien ist mit einer Zunahme von Bekleidung dieser Kategorie zu rechnen. Für die Integration von traditionellen Stücken in die Garderobe spricht auch die Tatsache, dass Stoffe wie Walk und Loden den alpenländischen Landschafts- und Klimagegebenheiten eher gerecht werden, als jene global agierender Brands, die versuchen, den Klimabedingungen weltweit zu entsprechen. Darüberhinaus hat sich gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit geeeigneter Funktionen und Bekleidungsphysiologien in Kollektionen aus Ländern mit ähnlich rauen Landschafts- und Klimagegebenheiten höher ist. Beispiele dafür sind Großbritannien und und Kanada. Für das eine oder andere ausgesuchte traditionelle Stück in der Garderobe spricht auch der Trend zu Vintage. Derzeit sind alle Schnitte und Farben möglich, vorausgesetzt sie werden contemporary getragen. Besondere Faszination üben allerdings die 1950er, 1960er und 1970er Jahre aus. Das belegen auch die Stilreferenzen französischer Hersteller wie Hermes und Fusalp, die in ihren Kollektionen für Winter 2015 wieder Keilhose, Pullover und Anorak im Stil der 1950er Jahre brachten. Wie damals wird die Möglichkeit der dualen Nutzung für Piste und Freizeit ins Auge gefasst. Mitte der 1970er Jahre inspirierten sich Designer wie Yves Saint Laurent an bäuerlicher Folklore und entwarfen weite gezogene und gefältelte Röcke zu romantischen weißen Blusen. Ein Stil, der gegenwärtig auch in Vintage-Stores wieder gefragt ist. ...« unveröffentlicht, Hildegard Suntinger Foto unten: Ein traditionelles Kleidungsstück aus Norwegen, das zum Klassiker avanciert ist und in seiner Kategorie multikulturell kombiniert werden kann. (c) Dale of Norway |
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